Noch mehr LKWs und dicke
Luft in Witzenhausen
In bewährter Salamitaktik setzt Fa. SCA Packaging
Containerboard Witzenhausen seine Erweiterungspläne fort. Auf die mit dem
Papiermaschinenumbau im Jahr 1998 ermöglichte 40 %ige Produktionserhöhung
folgte eine Klage gegen das Regierungspräsidium wegen unterlassener
Genehmigung. Neuerdings beantragt Firma SCA nahezu eine Verdoppelung der
Papierproduktion. Für die mit billigem Dampf und Strom aus der Müllverbrennung
versorgte Papierfabrik soll die Produktion der Verpackungspapiere auf 1.800
t/Tag erhöht werden. Im Jahr 2004 lag die Produktion noch bei 950 t/Tag.
Verbunden mit der Erhöhung ist unter anderem eine Zunahme des LKW-Verkehrs
durch Witzenhausen, Hundelshausen und Wendershausen. Rollten 2004 noch pro Tag
ca. 130 LKW (Hin- und Rückfahrt 260 LKW) zur Fabrik, wird es zukünftig fast
die doppelte Anzahl sein; zuzüglich der genehmigten (aber wohl vom RP nie
nachgeprüften) 140 LKW-Bewegungen zur Versorgung der Müllverbrennungsanlage.
Die Bevölkerung Witzenhausens wird mit der immensen Steigerung des LKW-Verkehrs
zur Fa. SCA getäuscht. Im Verfahren der Bebauungsplanänderung vom Gewerbe- zum
Industriegebiet (2004) wurden von SCA, für
eine zukünftige Produktionserhöhung, 14 LKW / Tag prognostiziert.
Bei der Produktion von Papier entstehen beim
Trocknungsprozess große Mengen Dampf. Da dem Herstellungsprozess Chemikalien
beigefügt werden, finden sich diese anschließend auch im Dampf wieder. Durch
die Freisetzung oberhalb des Fabrikdaches wird der Dampf mit den Kaltluftabflüssen
im Gelstertal nach Witzenhausen verfrachtet. Außerdem verhindern häufige, vor
allem nächtliche Inversionen ein Aufsteigen und Abtransportieren des Dampfes in
höhere Luftschichten. Eine Altpapierfabrik setzt auch immer unangenehme Gerüche
frei, die sich durch die Verdoppelung der Produktion noch erhöhen werden.
Das Genehmigungsverfahren schreibt eine öffentliche
Beteiligung vor, sodass die Witzenhäuser Bürger Einwendungen vorbringen können.
Beim Scopingtermin, der ersten Vorstellung des Vorhabens, äußerte das von der
Fa. SCA zugezogene Gutachterbüro Müller-BBM, welches Immissionsprognose,
Schallgutachten und Umweltverträglichkeitsuntersuchung erstellt, die
Zuversicht, dass die Irrelevanzgrenzen bei den Schadstoffen im Dampf und bei den
Geruchs- und Lärmbeeinträchtigungen, die zusätzlich entstehen, eingehalten
werden. Das Gutachterbüro Müller-BBM fertigte bereits die Immissionsprognose
im Genehmigungsverfahren der Müllverbrennung an. Auch in dieser wurden die
Auswirkungen auf Mensch und Natur als irrelevant bewertet.
Ein Teil der geplanten baulichen Erweiterungen
befindet sich außerhalb der im Bebauungsplan festgelegen Baugrenzen. Kein
Problem für das Kreisbauamt Eschwege, obwohl sich dadurch die Belüftungssituation
im Gelstertal weiter verschlechtern wird. Durch die Produktionserhöhung
entstehen wahrscheinlich keine zusätzlichen Arbeitsplätze, denn dies wäre
sicher als Erstes in den Unterlagen erwähnt worden.
Aufgrund der enormen Produktionserhöhung lässt sich
nicht ausschließen, dass in nächster Zukunft bei der Müllverbrennung ein
Antrag auf Erhöhung der Feuerungswärmeleistung gestellt wird. Diese Änderung
könnte, da die Auswirkungen vermutlich als nicht erheblich eingestuft werden,
allein vom Regierungspräsidium - ohne öffentliche Beteiligung - entschieden
werden.
Pressemitteilung Gesundes Gelstertal Witzenhausen e.V. vom
05.11.2008 |